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Tschechisch

Český jazyk

Zahl der Muttersprachler

rund 10 Millionen

Amtssprache in

Tschechische Republik, EU; kann in der Slowakischen Republik für die offizielle Kommunikation verwendet werden

Minderheits­sprache in

Österreich, Deutschland, Kroatien, Slowakische Republik

Sprache in der Diaspora

Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Serbien, Vereinigtes Königreich, Ukraine, Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, USA

Alphabet
modifiziertes lateinisches Alphabet / 42
Grammatische Fälle
7
Sprachencode
cs, cze, ces
Sprachtypologie
flektierend , Pro-Drop-Sprache, Nullsubjektsprache , SVO
Sprachfamilie
Indoeuropäische Sprachfamilie (westlicher Zweig der slawischen Sprachen, zusammen mit Slowakisch, Polnisch, Sorbisch und den zwei ausgestorbenen Sprachen Polabisch und Slovinzisch)
Zahl der Dialekte
fünf Hauptgruppen; starke Präsenz des Umgangstschechischen im Gegensatz zur Literatursprache (Diglossie)

Längstes Wort

"unkommerzialisierbar" in der Superlativ-Form, männliches Geschlecht, Singular, Genitiv
"des/den am anhaltendsten nichtunwahrscheinlichmachbaren" im Superlativ, maskulin, Singular, Genitiv oder Akkusativ

Eigenartiges Wort oder eigenartiger Satz

drücke deinen Finger durch den Hals
(gemeinsam mit Slowakisch)

Einführung

Der offizielle Name des Landes ist Česká republika. Es gibt keinen offiziellen Kurznamen.

Das Land kann in mehrere historische Regionen eingeteilt werden: das Herzstück wird Čechy genannt (das ist der Name, der für das ganze Land verwendet wird), Morava und (tschechischer Teil von) Slezsko (das geografisch und verwaltungsmäßig ein Teil von Mähren ist). Kurz gesagt, Čechy besteht aus Čechy und Morava, während wiederum Morava ausMorava und Slezsko besteht. Die Sache wird noch schlimmer durch das Adjektiv český, das sowohl böhmisch als auch tschechisch bedeutet.

Der Zerfall der Tschechoslowakei 1993 ließ das Land ohne akzeptablen Kurznamen zurück. Den naheliegendsten Kandidaten Česko (den linken Teil von Tschechoslowakei) empfand man als unüblich. Zwanzig Jahre später wird er nun öfter gebraucht, aber er ist immer noch nicht allgemein akzeptiert.

Der vorgeschlagene englische Name Czechia ('Tschechien') hat ebenfalls noch nicht verfangen. Ein anderer Namensvorschlag im Englischen war Czech lands ('Tschechische Lande', in Analogie zu 'die Niederlande'), aber der ist nicht wirklich kürzer, also bleibt realistischerweise nur der englischsprachige Name Czech Republic (Tschechische Republik). Im deutschen Sprachraum ist im nichtamtlichen Gebrauch der deutsche Name 'Tschechien' zulässig, 'Tschechei' hingegen besitzt wegen der Verwendung im NS-Sprachgebrauch einen negativen Klang.

Geschichte

  • 10. Jahrhundert

    Erste schriftliche Belege (Glossen in lateinischen Manuskripten)

  • 12.-15. Jahrhundert

    "Alttschechisch" - erste echte schriftliche Belege, z.B. Dalimil-Chronik, Alexandreis (Epos mit Rittermotiven), Legenden etc.

  • 14. Jahrhundert

    Stabilisierung der Rechtschreibung (Digraphe)

  • 1410

    Orthographica Bohemica von Jan Hus, systematische Einführung von diakritischen Zeichen (zu dieser Zeit noch nicht angenommen)

  • 1533

    Náměšťská mluvnice - erste gedruckte Grammatik der tschechischen Sprache

  • 1564 – 1593

    Bible kralická (erste und sehr einflussreiche Bibelübersetzung)

  • 16.-17. Jahrhundert

    Höhepunkt der tschechischen Standardsprache, Entwicklung von wissenschaftlicher Literatur und Chroniken; bratrský pravopis (Brüder-Rechtschreibung)

  • 1603

    Grammaticae Bohemicae, ad leges naturalis methodi conformatae, et notis numerisque illustratae ac distinctae, libri duo – erste systematische Grammatik der tschechischen Sprache von Vavrinec Benedikti

  • 1628

    Deutsche Sprache wird zur Amtssprache und mit Tschechisch in den tschechischen Ländern gleichgestellt

  • 1620 - 1700

    Schriftliche Literatur nur im Exil

  • 1809

    "Ausführliches Lehrgebäude der böhmischen Sprache" – erste moderne Grammatik des Tschechischen, geschrieben von Josef Dobrovský; Beginn einer heftigen Debatte über die Rechtschreibung

  • 1835 - 1839

    Tschechisch-deutsches Wörterbuch von Jungmann

    Josef Jungmann
  • 1843

    Von Pavel Josef Šafařík vorgeschlagene Rechtschreibreform, seit 1849 ist im Wesentlichen moderne Rechtschreibung im Gebrauch

  • 1880

    Deutsche Sprache wird zur Amtssprache und mit Tschechisch in den tschechischen Ländern gleichgestellt

  • Ende des 19. Jahrhunderts

    Standardisierung der Grammatik durch Gebauer

  • 1920 – 1938

    Die tschechoslowakische Sprache ist Amtssprache der Tschechoslowakei

  • 1993 -

    Teilung der Tschechoslowakei, Ende der passiven "Medien"-Zweisprachigkeit mit Tschechisch und Slowakisch

Schriftsystem und Aussprache

  • a
  • á
  • b
  • c
  • č
  • d
  • ď
  • e
  • é
  • ě
  • f
  • g
  • h
  • ch
  • i
  • í
  • j
  • k
  • l
  • m
  • n
  • ň
  • o
  • ó
  • p
  • q
  • r
  • ř
  • s
  • š
  • t
  • ť
  • u
  • ú
  • ů
  • v
  • w
  • x
  • y
  • ý
  • z
  • ž

Es gibt eine interessante visuelle Darstellung des háček: gewöhnlich ist es eine Keilform, die über den Buchstaben gesetzt wird (ˇ), aber in ď, ť wird es anders dargestellt: da sieht es fast aus wie ein Apostroph, angebracht an der rechten Seite des Buchstaben. Dabei ist dies nur eine optische Veränderung, und das diakritische Zeichen ist immer das selbe Háček. In der Handschrift bleibt es immer das reguläre Háček. Weil diese Buchstaben nur in Slowakisch und Tschechisch vorkommen, ist der Sachverhalt im Ausland relativ unbekannt und führt bei Ausländern oft zu wirren Ersatzzeichen und Verwechslungen (indem sie eingestreute Apostophe einführen).

Die tschechische Sprache hat einige besondere Buchstaben, zum Beispiel das Ř/ř, das ein erhöhter alveolarer nicht-sonorer Triller [r̝] ist. Dieses Phonem ist einzigartig in der tschechischen Sprache.

Dialekte

Es besteht ein Dialektkontinuum vom Tschechischen hin zum Slowakischen, mit Dialekten, die zu Polnisch übergehen (po naszymu) und zum lachischen Dialekt. So sind die Dialekte sowohl der west- als auch der ostslawischen Sprachen durch eine Kette der gegenseitigen Verständlichkeit verbunden, und man kann sie als Teil des nordslawischen Dialektkontinuums klassifizieren.

Allgemein werden alle tschechischen und slowakischen Dialekte als gegenseitig verständlich angesehen, obwohl die gegenseitige Verständlichkeit zwischen Tschechisch und den alleröstlichsten slowakischen Dialekten sehr mühsam ist.

Die tschechische Sprachschichtung ist ein besonderer Fall: es gibt zwei weit verbreitete Varianten der Sprache, das literarische Tschechisch (spisovná čeština, SČ) und die tschechische Umgangssprache (obecná čeština, OČ). SČ entstand im 19. Jahrhundert, als die Sprache durch eine Phase der Wiederbelebung und des steigenden Einflusses ging. Die neue literarische Form war stark beeinflusst durch eine ältere Sprache aus Perioden hohen Prestiges und lebendiger Literatur. In der Zwischenzeit hat sich das gesprochene Tschechisch weiterentwickelt, und es entstand eine neue interdialektale Form - OČ.

SČ und OČ sind gegenseitig verständlich (und Germanismen wurden in OČ erfolgreich entfernt); die Hauptunterschiede sind nicht lexikalischer, sondern morphologischer, syntaktischer und stilistischer Art.

SČ wird hauptsächlich geschrieben, OČ meist gesprochen, und es wird akzeptiert (sogar als 'normal' aufgefasst), dass OČ auf fast allen Sprachebenen benützt wird, sogar von gebildeten Menschen. Es wird sogar als steif und grotesk empfunden, SČ als eine (spontan) gesprochene Sprache zu gebrauchen.

  1. česká skupina
    • 1a. severovýchodočeská
    • 1b. středočeská
    • 1c. jihozápadočeská
    • 1d. českomoravská
  1. středomoravská skupina
  2. východomoravská skupina
  1. slezská skupina
    • 4a. slezskomoravská podskupina
    • 4b. slezskopolská podskupina
  2. nářečně různorodé oblasti

Beispiele

Mühle Karren große Bäume sein
mlýn vozík velké stromy být
mlejn vozejk velký stromy bejt

Grammatik

Das Tschechische besitzt ein extensives Fällesystem mit 7 Fällen (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ, Lokativ und Instrumental). Die Substantive, Pronomen, Adjektive, Partizipien und Determinative werden je nach ihrem Fall in unterschiedlicher Form flektiert.

Singular Plural
Nominativ Šéf sem zanedlouho přijede.
Der Chef wird bald kommen.
Velcí šéfové z hlavních televizních stanic měli právo oficiálně vyžadovat spolupráci, kdy chtěli.
Große Chefs hatten das Recht, eine offizielle Zusammenarbeit anzufordern, wann immer sie wollten.
Genitiv Zvedl telefon a vytočil číslo svého šéfa.
Er ging ans Telefon und wählte die Nummer des Chefs.
Mzdy městských šéfů se mohou i výrazně lišit.
Chefgehälter in der Stadt können erheblich variieren.
Dativ Sekretářka Ludmila přinesla šéfovi šálek čaje s citronem.
Die Sekretärin Ludmilla brachte ihrem Chef eine Tasse Tee mit Zitrone.
Šéfům se obchod nezdál dost zajímavý.
Die Chefs fanden das Geschäft nicht interessant genug.
Akkusativ Nejlépe je dotázat se hned na šéfa.
Es ist am besten, sich direkt an den Chef zu wenden.
Expanze firem nutí šéfy cestovat.
Damit die Firma wächst, müssen Chefs reisen.
Vokativ Jasně, šéfe, hned tam zajdu a předvedu ho.
Sicher, Chef, ich werde hingehen und ihn holen.
Pokud nevykonávají řádně svou práci, vy, šéfové, byste se jich měli zbavit.
Wenn sie ihre Arbeit nicht gut machen, solltet ihr Chefs sie loswerden.
Lokativ Záleží to na šéfovi.
Es kommt auf den Chef an.
Češi oceňují na šéfech především slušné a upřímné jednání.
Tschechen schätzen Chefs für höfliches und ehrliches Verhalten.
Instrumental Se svým šéfem nebudu komunikovat přes média.
Ich werde nicht über die Massenmedien mit meinem Chef kommunizieren.
Pesimismus mezi šéfy firem šíří i nepříznivý stav budoucích zakázek.
Pessimismus unter den Chefs einer Firma ist schlecht für zukünftige Bestellungen.

Es gibt in Tschechisch drei oder vier grammatische Geschlechter:

  • männlich
    • männlich belebt: gewöhnlich männliche Personen oder (höhere) Tiere
    • männlich unbelebt
  • weiblich: weibliche Personen, aber auch alles andere
  • Neutrum: alles andere

Das grammatische Geschlecht ist gewöhnlich nicht ableitbar von den semantischen Eigenschaften des Wortes, es ist bloß sicher, dass männliche Personen maskulin belebt sind (obwohl es Ausnahmen gibt, so ist zum Beispiel kníže (Herzog) Neutrum Plural), und dass weibliche Personen feminin sind (auch da gibt es Ausnahmen, so ist zum Beispiel děvče (Mädchen) Neutrum).

Die Grenze zwischen männlich belebt und männlich unbelebt ist etwas unscharf; manche (männlichen) Tiere und Objekte sind im Singular belebt und im Plural unbelebt.

Menschen sind immer belebt; slaneček (Hering) kann im Plural sowohl belebt als auch unbelebt sein (slanečci, slanečky); bacil (Keim) kann im Singular und Plural sowohl belebt als auch unbelebt sein, und stroj (Maschine) ist unbelebt ohne Ausnahme. Belebtheit ist manchmal ein semantisches Unterscheidungsmerkmal – android (Android) ist meistens belebt, wenn es ein menschenähnlicher Roboter ist, aber meistens unbelebt, wenn es sich um ein Operationssystem handelt.

Interessante Wörter

Das Wort robot wurde geprägt von Josef Čapek und von seinem Bruder, dem Schriftsteller Karel Čapek, in dessen Stück R.U.R. (Rossums Universale Roboter), 1920 auf Tschechisch veröffentlicht. Das Wort beruht auf (slawisch und alttschechisch) robota (Arbeit). Allerdings ist es auch möglich, dass Josef durch den Gebrauch des Wortes im Slowakischen inspiriert wurde, wo robiť (arbeiten) ein gebräuchliches Wort ist.

nenávidět (hassen) hat keine negative Form. Offensichtlich sind Tschechen unfähig, nicht zu hassen ...

Am schwierigsten auszusprechende Wörter

  • sprcha
    Dusche
  • sklo
    Glas
  • pštros
    (Vogel) Strauß

Thematische Wörter

Lustige oder seltsame Sprichwörter und idiomatische Wendungen

Zungenbrecher