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Kroatisch

Hrvatski jezik

Zahl der Muttersprachler

4,4 Millionen

Amtssprache in

Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Serbien (zählt zu den 7 Amtssprachen der Wojwodina), EU

Minderheits­sprache in

Montenegro, Ungarn, Österreich, Italien, Rumänien

Sprache in der Diaspora

Deutschland, Schweden, Frankreich und andere westliche EU-Länder, Argentinien, USA, Kanada, Australien, Neuseeland

Alphabet
27 Buchstaben - 30 Phoneme (nj, lj, dž sind Phoneme, die mit zwei Buchstaben geschrieben werden)
Grammatische Fälle
7
Sprachencode
hr, hrv
Sprachtypologie
flektierend , Pro-Drop-Sprache, Nullsubjektsprache , SVO
Sprachfamilie
Indoeuropäisch, Slawisch, Südslawisch
Zahl der Dialekte
3 Dialektgruppen mit ungefähr 25-30 Unterdialekten

Längstes Wort

Thronerbin

Eigenartiges Wort oder eigenartiger Satz

An der Spitze brennen die Berge schlimmer.
4 verschiedene Tonakzente

Einführung

Kroatisch ist dem Serbischen, Bosnischen und Montenegrinischen sehr ähnlich. Das Kroatische entwickelte sich als Literatursprache vom 15 Jahrhundert an in vielen lokalen Varianten und erlangte seine heutige Form (mit wenigen Unterschieden) im 19 Jahrhundert.

Im 19. Jahrhundert gab es eine starke Bewegung für eine gemeinsame südslawische Sprache. Durch ihren Einfluss wurden für Serbisch und Kroatisch sehr ähnliche Standardsprachen erdacht; daher waren fast im ganzen 20. Jahrhundert viele der Auffassung, es gebe nur eine Sprache, Serbokroatisch (oder Kroato-Serbisch). Andere waren der Meinung, dass es sich um zwei Sprachen handelt (Kroatisch und Serbisch). Montenegrinisch kann wegen seines Vokabulars für intellektuelle Dinge und seines Fachwortschatzes als Variante des Serbischen angesehen werden, obwohl es viele eigenständige Eigenschaften hat. Es ist schwer zu sagen, was das Standard-Bosnische ist, aber es steht fest, dass es eine Position zwischen Serbisch und Kroatisch einnimmt, und es hat mehrere Varianten; es steht auch dem Montenegrinischen nahe. Trotzdem können Sprecher der vier Sprachen miteinander ohne Dolmetscher kommunizieren. Die Hauptunterschiede zeigen sich im Fachvokabular in fast jedem Fachgebiet. Kroaten und Serben können sich kaum verstehen, wenn sie über Mathematik, Biologie, Recht, ja sogar wenn sie über das Kochen sprechen, falls sie nicht das Vokabular der anderen Seite gelernt haben. Anzumerken ist, dass es auch andere Unterschiede gibt, nämlich beim Schreiben. Serbisch und Montenegrinisch können sowohl mit dem lateinischen als auch mit dem kyrillischen Alphabet geschrieben werden, während man Kroatisch und Bosnisch nur mit dem lateinischen Alphabet schreibt.

Slawische Sprachen werden in drei Untergruppen eingeteilt: Westslawisch (Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Sorbisch, Kaschubisch, Slowinzisch), Ostslawisch (Ukrainisch, Weißrussisch, Russisch und Russinisch) und Südslawisch (Slowenisch, Kroatisch, Serbisch, Montenegrinisch, Bosnisch, Mazedonisch und Bulgarisch).

Die Baška-Tafel (Baščanska ploča) stammt etwa aus dem Jahr 1100.

Dialekte

Das Territorium der kroatischen Sprache besteht aus drei Dialektgebieten: Stokawisch, Kajkawisch und Tschakawisch. In allen Dialekten wurde Literatur entwickelt, jedoch am meisten in Stokawisch, das als Grundlage für die Schaffung der Standardsprache verwendet wurde.

  • Čakavsko narječje
  • Kajkavsko narječje
  • Štokavsko narječje

Quelle: Wikimedia Commons

Schriftsystem und Aussprache

  • a
  • b
  • c
  • č
  • ć
  • d
  • đ
  • e
  • f
  • g
  • h
  • i
  • j
  • k
  • l
  • m
  • n
  • o
  • p
  • r
  • s
  • š
  • t
  • u
  • v
  • z
  • ž

Kroatisch wird mit dem lateinischen Alphabet geschrieben, obwohl es zu Beginn der kroatischen Herzogtümer mit dem glagolitischen Alphabet, das speziell für die slawischen Sprachen geschaffen worden war, oder mit dem sogenannten west-kyrillischen Alphabet (bosančica) geschrieben wurde. Für einige Zeit wurden die drei Schriften gleichzeitig in verschiedenen Regionen gebraucht, ja manchmal sogar in der selben Region. Schließlich blieb nur die lateinische Schrift übrig. Die heutige Orthographie ist phonetisch, das heißt, die selben Buchstaben werden immer gleich gelesen. Es gibt 27 Buchstaben: die grundlegenden lateinischen Buchstaben ohne x, y und q, unter Beibehaltung von č, ć, đ, š und ž. Hinzu kommen drei weitere Phoneme, die mit den Doppelbuchstaben lj, nj and geschrieben werden.

Einen kroatischen Text zu lesen ist daher sehr leicht. Die einzige Schwierigkeit ist die Betonung, denn jede Silbe (außer der letzten) kann betont werden, obwohl falsche Betonung selten eine völlig andere Wortbedeutung ergeben kann. Dies trifft allerdings nicht auf den Tonhöhen-Akzent zu (es gibt vier verschiedene Tonhöhen-Akzente, ähnlich den Tönen des Chinesischen: zwei fallende und zwei steigende, und jeder von ihnen kann lang oder kurz sein). Zum Beispiel hat der Satz “Gore gore gore gore” vier scheinbar identische Wörter, die aber wegen der verschiedenen Tonhöhenakzente vier verschiedene Bedeutungen haben: “Auf dem Gipfel brennen Berge schlimmer.”

Grammatik

Allgemein kann man sagen, dass die Grammatik des Kroatischen, wie die Grammatik aller slawischen Sprachen, sehr komplex ist. Es gibt zwei Zahlen (Singular und Plural), jede von ihnen hat sieben Fälle (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ, Lokativ und Instrumental), und alle von ihnen müssen mit drei Geschlechtern kombiniert werden, also gibt es theoretisch 42 mögliche Formen. Die Verben haben sieben Zeitformen (Präsens, Futur I, Futur II, Imperfekt/Aorist, Perfekt und Plusquamperfekt) und zwei Numeri (Singular und Plural). Es gibt drei Personen (im Singular ich, du, er/sie/es, im Plural wir, ihr, sie). Verben haben zudem zwei Aspekte (perfektiv und imperfektiv), und der Aspekt eines jeden Verbs muss gelernt werden, denn er ändert das Konjugationsmuster, das gewählt werden muss: zum Beispiel skočiti (“springen”) und skakati (“wiederholt springen”).

Zudem sind viele häufige Verben unregelmäßig und haben ihre eigenen Endungen. Es gibt auch Besonderheiten bezüglich Lautänderungen innerhalb von Wörtern (Assimilation, Palatalisierung, usw). Wie die Substantive sind auch die Adjektive und die Pronomen komplex. Zudem können Adjektive bestimmt oder unbestimmt sein.

Wortbildung und Wortschatz

Beispiele der Verbkonjugation:

Präsens:

Singular Plural
1. Person idem
ich gehe
idemo
wir gehen
2. Person ideš
du gehst
idete
ihr geht
3. Person ide
er/sie geht
idu
sie gehen

Aorist:

Singular Plural
1. Person pođoh
ich ging
pođosmo
wir gingen
2. Person pođe
du gingst
pođoste
ihr gingt
3. Person pođe
er/sie ging
pođoše
sie gingen

Perfekt:

Singular Plural
1. Person išao sam
ich ging - männlich
išla sam
ich ging - weiblich
išli smo
wir gingen - männlich
išle smo
wir gingen - weiblich
2. Person išao si /išla si
du gingst - männlich/weiblich
išli ste/išle ste
ihr gingt - männlich/weiblich
3. Person išao je/išla je
er ging/sie ging
išli su/išle su
sie gingen - männlich/weiblich

Außerdem gibt es ein Plusquamperfekt sowie zwei Futur-Zeiten (I und II).

Substantive:

Singular Plural
Nominativ stol
Tisch
stolovi
Tische
Genitiv stola
von dem Tisch
stolova
von Tischen
Dativ stolu
zum Tisch
stolovima
zu Tischen
Akkusativ stol
den Tisch
stolove
den Tischen
Vokativ stole
o Tisch!
stolovi
o Tische!
Lokativ o stolu
über den Tisch
o stolovima
über Tische
Instrumental stolom
mit einem Tisch
stolovima
mit Tischen

Jedes Substantiv besitzt ein grammatisches Geschlecht (Maskulinum, Femininum, Neutrum). Das oben angegebene Beispiel zeigt ein Substantiv mit männlichem Geschlecht. Wenn ein Substantiv gelernt wird, muss sein Geschlecht mitgelernt werden (wie im Deutschen).

Kroatisch verwendet den Konsonanten R in einigen Wörtern als Vokal, zum Beispiel smrt (“Tod”), krv (“Blut”), brv (“kleine Brücke”), usw. Es gibt Wörter mit 5 oder 6 hintereinander folgenden Konsonanten ohne einen Vokal dazwischen, zum Beispiel smrtno (“sterblich”), stvrdnuti (“härten”)…

Im Kroatischen gibt es heute 31 Phoneme, weil ein Diphthong (ie oder ausgesprochen) mit je oder ije geschrieben wird.

Thematische Wörter

Lustige oder seltsame Sprichwörter und idiomatische Wendungen

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